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 Fa.Kago?/Kago-Anwalt aus München!Messeverkäufer
verbraucher Offline



Beiträge: 678
Punkte: 678

03.02.2008 13:38
über Kago Antworten

Porträt der Ofenbauer

Von Thiemo Heeg


Karl-Heinz Kago Senior

liebt es aristokratisch



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2. November 06
Auf Deutschlands Autobahnraststätten entkommt ihm keiner. Wen ein dringendes Bedürfnis ereilt, den hat Karl-Heinz Kago am Wickel. Im zugigen Toilettenambiente bewirbt der nach eigenem Bekunden „bekannteste Ofenbauer Deutschlands“ seine Produkte wie den Front-Heizkamin „Viechtach“ oder das Modell „Palermo“. „Man muß draufschauen, zwangsweise“, sagt Kago, begeistert von seiner Reklameidee. inzwischen gekänzelt 2008

Im Internet treffen sich in Verbraucherforen die „Kago-Geschädigten“, um sich über ihre Probleme auszutauschen. Im Fernsehen sind die Verkaufspraktiken des Unternehmens regelmäßig und publikumswirksam ein Thema. Zuletzt klagte am vergangenen Dienstag der Thüringer Rentner Walter Auerbach-Gottschall in der ARD sein Leid: „Das Schlimme und Schreckliche ist, daß Kago nicht zurückschreckt vor einem älteren Ehepaar, die schon ihre Tage zählen. Das ist doch die reine Gier nach Geld.“

Ein Unternehmergenie? Ein Abzocker? Ein Aufschneider?

Hängt auf jeder Autobahn-Toilette: Kago-Werbung

Postbauer-Heng, eine knappe halbe Autostunde östlich von Nürnberg. Das Dorf ist kaum ausgeschildert, der Firmensitz im Ort aber kaum zu verfehlen. Heftig verschnörkelte Gitter mit reichem Blattgoldversatz weisen den Weg. Die Möbel im Besprechungsraum in der vierstöckigen Konzernzentrale atmen französische Historie. Hier das Gemälde eines Generals, dort ein Philosoph. Wer abgebildet ist, weiß der Hausherr nicht, dafür weiß er ziemlich genau: „Dieser Maler steht gut im Katalog.“

Wer ist dieser Karl-Heinz Kago? Ein Unternehmergenie? Ein Abzocker? Ein Aufschneider? Fakt ist: In Amerika würde der 64jährige als Tellerwäscherkarrierist erster Güte durchgehen. Er besuchte nie eine höhere Schule, geschweige denn eine Universität. Er wuchs bei der Großmutter in Stendal auf, die Mutter starb früh.

Ein Maurer, der Promovierte einstellt

„Ich bin von Beruf Fabrikschornsteinmaurer“, sagt er. Es klingt, als sei das viel mehr wert als alle Uni-Diplome. Sein Mitarbeiter in der Entwicklungsabteilung, der derzeit Ofenfilter erforscht, den nennt er nicht beim Namen, das ist für ihn „unser Diplomingenieur und Dr. Dr.“ Ein Maurer, der Promovierte einstellt! Die freudigen Gesichtszüge verraten, wie gerne Kago solche Gedanken formulieren würde. Er verkneift es sich.

Franz Josef Strauß war einst auf der Suche nach einem „Ostzonenflüchtling“, der im bayerischen Westen Karriere gemacht hat - und seine Mitarbeiter dienten ihm prompt Karl-Heinz Kago an. Ende der sechziger Jahre mauerte der später von Strauß Beehrte im Osten noch bis zu 250 Meter hohe Fabrikschlote. Eines Tages lag die ersehnte dichte Nebeldecke über der Republik. Die Gelegenheit, die ungeliebte DDR zu verlassen. Man müsse nur wissen, wo die Tretminen liegen, kokettiert Kago heute.

„Wer rastet, der rostet“

Im Westen verdingte er sich zunächst wieder als Maurer. Die Aufstiegschance kam in Form eines Inserats, in dem ein Kaminbauer mit dem Spruch warb: „Wer mehr bezahlt, ist selber schuld.“ Kago wiederholt den Satz, als sei er ein wertvolles Kleinod. „Wer mehr bezahlt, ist selber schuld. Das fand ich als einfacher Maurer einen tollen Werbespruch.“ Kago liebt das. Gesprächspartner müssen stets mit Erkenntnissen und Lebensweisheiten rechnen wie: „Stillstand heißt Rückschritt.“ Oder: „Wer rastet, der rostet.“

Aus dem einfachen Maurer wird ein Kaminvertreter. Bald hat Kago seine ersten zwei Kamine verkauft. Der Lohn: eine kleine Provision. Heute baut er selbst Öfen und Kamine - 250 000 Stück seit der Firmengründung 1972. Von einem Mitarbeiter stieg die Belegschaft auf 2200. Und im vergangenen Jahr hat Kago nach eigenen Angaben den Umsatz über die 100-Millionen-Euro-Marke gehievt.

Am liebsten in weiß oder Edelstahl

Die Branche boomt heftiger denn je. Warum, das erklärt ein Kago-Spruch: „Öl und Gas ist teuer, deshalb ein Kago-Feuer.“ Die heftigen Preissteigerungen haben bei den Konsumenten in den vergangenen Monaten die Liebe zum billigen Brennstoff Holz entfacht.

Und es ist nicht nur das. Öfen sind wieder gefragt bei Menschen, die das früher nur spießig fanden. Statt auf traditionell rustikal setzen vor allem junge Leute auf die klare einfache Linie, am liebsten in weiß oder Edelstahl.

Expansion gehört zum Stil des Hauses

Verkaufte er früher im Schnitt 10.000 bis 15.000 Stück pro Jahr, sollen es in diesem Jahr 33.000 Stück sein. „Expansion“ gehöre zum Stil seines Hauses, sagt Kago, und deshalb verkauft er seit neuestem nicht nur die Brennstätten, sondern liefert auf Wunsch gleich noch das Brenngut mit. Industriell getrocknetes Holz, konsumentengerecht verpackt im Karton; Kago will das als „Treibstoff für den Ofen“ vermarkten und so die Wertschöpfungskette ausweiten.

In der Region gehört Kago inzwischen zu den drei größten Arbeitgebern. In Postbauer-Heng weiß man, was man an Kago hat - sagt Kago. Ständig werde er gebeten, etwas für andere zu tun: „Das ist auf dem Land sehr üblich.“

Gratis schwimmen in Postbauer-Heng

Und Kago liefert. Im Ortszentrum hat er den Marktplatz so gestalten lassen (72 Häuser in Postbauer gehören ihm), daß das 7400-Seelen-Dorf jetzt nicht mehr mit dem schnöden Titel Gemeinde zufriedengeben muß, sondern sich endlich „Markt“ nennen darf.

Und dann das Schwimmbad. „Das einzige in der gesamten Region, welches kostenlos ist.“ Man stelle sich vor: Gratis-Eintritt, wo andere klamme Kommunen ihre Badeanstalten dichtmachen! Kago hat einen ordentlichen Betrag für die fällige Sanierung springen lassen. Herausgekommen ist ein Bad „vom Feinsten, kostenlos, das glaubt kein Mensch“. Als Ausgleich wenigstens ein Werbeband rund ums Bad? „Nein, darauf hab' ich verzichtet, hier brauch' ich keine Werbung, hier kennt mich ja jeder.“

Das kleinste Pferd und der größte Kachelofen

Es sind nicht nur die großen Firmenerfolge in jüngster Zeit, die dafür sorgen, daß er im Gedächtnis bleibt. Das zuständige Lokalblatt weiß über die „gute Bilanz“ hinaus in launigen Artikeln von ungewöhnlichen Hobbys zu berichten. Unter anderem besitzt er einen Tierpark mit 230 Tieren, in dem auch 16 Mini-Pferde beheimatet sind (mit dem kleinsten weltweit hat er es in das Guinness-Buch der Rekorde geschafft, ebenso mit dem größten Kachelofen weltweit).

Mit einem Vierer- oder Sechserzug geht Kago regelmäßig auf Ausfahrt. Auf einer Gefällstrecke passierte es: Die Handbremse versagte den Dienst, die Kutsche trennte sich von den Zugtieren, und Kago landete im Wald. Die treuen Pferde blieben unverletzt und liefen schnurstracks nach Hause: „Es wurde beobachtet, daß sie auf der B8 vorschriftsmäßig die Linksabbiegerspur benutzten“, berichtete Kago der Zeitung.

„Große Klappe“

Es sind solche Geschichten, mit denen Kago sein bodenständiges Image pflegt. Soll heißen: Das ist einer von uns (obwohl ein „Zugereister“). Dazu kommt: Einer, der es geschafft hat. CSU-Bürgermeister Hans Bradl, seit 35 Jahren an der Spitze der Gemeinde, steht zu seinem Unternehmer: „Wer neidisch ist, soll selbst ein Werk aufmachen“, sagte er, als Kago im vergangenen Jahr sein Kaminholzwerk einweihte.

Je erfolgreicher er wird, desto mehr muß sich der „Vorzeigeunternehmer“ mit seinen Feinden herumschlagen. Es sind nicht wenige. Im Ort ärgert man sich, mit welchem Eifer der passionierte Jäger seine Pacht in der Nähe markieren ließ. „Jagdrevier Kago“ steht großspurig auf zahlreichen Schildern mit weißblauem Rautengrund. Eine Anmaßung, sagen die lokalen Gegner, haben die Bayern doch per Gesetz grundsätzlich freien Zugang zu Wäldern, Fluren und Seen. Konkurrenten sagen, wenn sie ihn beschreiben sollen, nur: „Große Klappe.“

Vorwurf der Bauernfängerei

Und seit geraumer Zeit machen nun auch noch bundesweit Kunden mobil, die sich übervorteilt sehen. Kagos Mitarbeitern in den 80 Ausstellungsräumen wird Bauernfängerei unterstellt. Unverbindliche Kostenvoranschläge entpuppten sich plötzlich zu Hause als verbindliche Aufträge, Kunden würden durch den Psychodruck der Verkäufer zu Unterschriften genötigt, heißt es. Und am Ende dränge Kago stets darauf: Unterschrieben ist unterschrieben.

Ja, sagt Kago im Ofen-Ausstellungsraum in Postbauer-Heng: Einige Kunden würden sich einfach übernehmen und könnten dann nicht zahlen. Das sei schon traurig.

„Es wird mit harten Bandagen gekämpft“

Aber am Ende müsse er 35.000 Aufträge pro Jahr beschaffen, um alle Leute beschäftigen zu können. „Da geht es manchmal etwas hemdsärmelig zu, es wird mit harten Bandagen gekämpft.“

Und im Zweifel ist Kago das eigene Unternehmen wichtiger als alles andere. Zuviel hat er im Lauf der Jahre reingesteckt. Zuviel gibt es zu verlieren. Denn eins ist gewiß: Der gelernte Maurer will als Gewinner in den Köpfen der Nachwelt bleiben und nicht als Verlierer.

aus der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung 29.10.06
http://www.faz.net/
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Verbraucherrecht ist das Recht des Verbrauchers!

verbraucher Offline



Beiträge: 678
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03.02.2008 13:46
#2 über Kago Antworten


email für Diskussionen oder für Hinweise

-----------...........................kagoeklagte2008@arcor.de

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verbraucher Offline



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24.01.2009 21:08
#3  über Kago// SZ 3.1.09 Antworten


03.01.2009

Heiße Geschäfte mit Kaminöfen
Kalt und warm
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Wer einen Kaminofen kaufen will, kann einige böse Überraschungen erleben - auch wenn der Lieferant so bekannt ist wie die Firma Kago.
Von Uwe Ritzer

Die Geschäftspraktiken von Kaminofen-Herstellern sind umstritten.


Selbst als der Verkäufer ihnen bis in die Kinderklinik nachrannte, wurde Markus Steiner nicht misstrauisch. "Ich dachte, der meint es gut mit uns", sagt er. Es war ein harter Tag gewesen. Am Vormittag war sein fünfmonatiger Sohn Jonathan stundenlang operiert worden. Die Ärzte hatten die nervösen Eltern weggeschickt. Astrid und Markus Steiner gingen spazieren und kamen an einem Kachel- und Kaminofengeschäft der Firma Kago vorbei. Warum nicht reingehen, sich umschauen und unverbindlich informieren?

Zu Hause stand das künftige Eigenheim im Rohbau. "Kaum waren wir im Laden, hat uns der Verkäufer pausenlos zugelabert", schildert Markus Steiner. "Trotzdem wirkte der Typ irgendwie sympathisch." Erst recht, als er erfuhr, warum das Lehrerehepaar eigentlich in Augsburg war. "Da hat er sich als mitfühlender Familienvater gegeben", sagt Markus Steiner. Gut drei Jahre später ärgern er und seine Frau sich noch immer darüber, "wie wir damals über den Tisch gezogen wurden."

Drei Jahre später hat die junge Familie ihr kleines, hübsches Häuschen am Rande eines fränkischen Dorfes bezogen. Im hellen Wohnzimmer lodern Flammen hinter der Frontglasscheibe des Kaminofens, den sie damals erstanden haben. Kuschelromantik kommt trotzdem nicht auf. Der Ofen wärmt nur mäßig, und die Gemütslage der Hausherren wird ohnehin frostig, sobald das Gespräch auf Kago kommt, einen der größten Hersteller von Kamin- und Kachelöfen in Europa.


Phantastische Rabatte
Mit immer phantastischeren Rabatten habe der Augsburger Kago-Verkäufer sie gelockt, erzählen die Steiners. "Aber immer nur mit dem strikten Vorbehalt, dass wir den Kaufvertrag sofort unterschreiben müssten." Mehr als tausend Euro Preisnachlass für eine schnelle Entscheidung. "Man fühlt sich in dieser Situation psychologisch gewaltig unter Druck", sagt Markus Steiner. Bauherren schauen schließlich auf jeden Cent.

Mehr zum Thema

Verdacht auf Schwarzarbeiter wird heiß für den König der Kachelöfen
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Ofen-Hersteller KagoSchlossherr mit Bewährungsstrafe Daraus schlägt Kago geschickt Kapital. Die Ofenfirma aus Postbauer-Heng bei Nürnberg, die bevorzugt in den Toiletten von Autobahnraststätten und an Gartenzäunen wirbt, steht seit Jahren wegen umstrittener Verkaufspraktiken in der Kritik. Von üblen Drückermethoden ist die Rede. Davon, dass Kunden mit hohen Scheinrabatten zur sofortigen Unterschrift verführt würden. Später kämen sie aus den juristisch wasserdichten Verträgen nur gegen hohe Abstandssummen heraus.

"Die Methoden sind nicht besonders verbraucherfreundlich, aber im Rahmen des gesetzlich Zulässigen", sagt der Göttinger Rechtsanwalt Walter Schmidt, der nach eigenen Angaben in "bestimmt 50 bis 60 Fällen pro Jahr" Mandanten gegen Kago vertritt. "Die Firma ist bei uns unter ständiger Beobachtung", sagt Markus Saller, Rechtsexperte der Verbraucherzentrale Bayern. Die Kritik ist allerdings weniger geworden.


Interessante Methoden
Vielleicht auch deshalb, weil Firmenanwälte auf Betreiber von Internetforen für verärgerte Kunden sowie allzu kritische Schreiber losgingen. Die hässlichen Vorwürfe passen so gar nicht zum Wirtschaftswundermärchen aus der deutschen Provinz. In dem wähnt sich, wer das Reich des von der Zeitschrift Bunte zum "deutschen Kachelofen-König" gekrönten Karl-Heinz Kago besucht. Der 66-Jährige empfängt standesgemäß in einem Wasserschloss, das er 2004 im französischen Loire-Stil erbauen ließ. In der 7500-Einwohner-Gemeinde Postbauer-Heng in der Oberpfalz wirkt es allerdings exotisch.

Auch Kagos Lebenslauf klingt imposant. 1968 als Karl-Heinz Gonschorowski aus der DDR geflohen, machte sich der Fabrikschornsteinmaurer 1972 selbständig. Er nannte seine Firma und später auch sich selbst Kago. Seine Firma zählte zeitweise 2000 Mitarbeiter und unterhält aktuell mehr als 80 Verkaufsstellen in ganz Deutschland sowie weitere im benachbarten Ausland. Von 25.000 Neukunden pro Jahr ist die Rede. Angeblich hat sich der Firmengründer vor anderthalb Jahren aus der Geschäftsführung zurückgezogen und diese seinem Adoptivsohn Pierre übertragen. Im Internet tritt "Senator h.c. Dr. h.c. UMB Karl-Heinz Kago", wie er sich nennt, allerdings noch immer als Konzernvorstand und geschäftsführender Gesellschafter auf.

Die Erfolgsgeschichte des schillernden Unternehmers hat inzwischen auch dunkle Flecken. Mehrere Vorstrafen schlagen zu Buche. Vor einem Jahr wurde Kago wegen Verstoßes gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz zu einer Bewährungsstrafe verurteilt. In seinem Schloss hatte man ein stattliches Arsenal illegaler, großkalibriger Schießeisen gefunden. Derzeit ermittelt die Staatsanwaltschaft gegen ihn, weil er litauische Schwarzarbeiter beschäftigt haben soll. Und auch von ehemaligen Mitarbeitern gibt es hässliche Vorwürfe.



Keine guten Erinnerungen
So heizt zwar ein Kachelofen Erwin Schneiders Wohnzimmer, "aber der ist bestimmt nicht von Kago", betont der Hausherr. Schneider, 53, sitzt in der Essecke und spricht über seine "moralischen Bedenken, zu Kunden nicht ehrlich zu sein." Bis 2004 war er Verkäufer in der Kago-Filiale im oberfränkischen Forchheim. Der Mann mit Stirnglatze, buschigen Augenbrauen und einer festen, unaufgeregten Stimme ist im Unfrieden von Kago geschieden. Seither streiten beide Seiten außerhalb und in Gerichtssälen über ausstehende Provisionszahlungen. Kago will zudem durchsetzen, dass Schneider nicht mehr öffentlich über die Firma spricht.

Doch der sagt, er lasse sich "nicht den Mund verbieten, denn ich sage nur die Wahrheit". Vier Jahre lang arbeitete Erwin Schneider ebenso wie viele seiner Kollegen als selbständiger Handelsvertreter für Kago - rein auf Provisionsbasis. Das hieß: Wer nichts verkauft, verdient auch nichts. Kago habe Druck auf die Verkäufer ausgeübt, sagt Schneider. "Wer nicht genügend verkaufte, musste zur Nachschulung." Im Verkauf wurde mit harten Bandagen gearbeitet. "Den Kunden wurden von vornherein falsche Preise vorgegaukelt", sagt Schneider. Auf Druck von oben.

Bei Kago spricht man von einem Einzelfall. Wenn Schneider so gehandelt habe, "verurteile und missbillige" man dies. Er habe seine Freiräume "ganz offensichtlich zu Lasten seines Vertragspartners missbraucht." Schneiders Vertragspartner war streng genommen nicht Kago, sondern die Uni-Vertriebs AG mit Sitz in Oberwangen im Schweizer Kanton Thurgau. Sie arbeitet eng mit Kago zusammen. Manche sagen, die Firmen seien verflochten. Die Uni-Vertriebs AG reagierte auf SZ-Anfragen nicht. Ein Kago-Sprecher teilte mit, die Uni-Vertriebs AG sei "neben zahlreichen Baumärkten und Fachhändlern" nur ein Vertriebspartner von vielen.

Jeder Partner organisiere selbständig den Vertrieb, schule den Außendienst und habe "dafür Sorge zu tragen, dass seriös und lauter verkauft wird". Ex-Verkäufer können sich über so viel angebliche Distanz nur wundern. "Lucie Kago beherrscht die Uni-Vertriebs AG", behauptet Erwin Schneider. Was die Ehefrau von Karl-Heinz Kago über einen Sprecher prompt dementieren lässt. Ansonsten bleibt ihre Rolle im Dunkeln. Zu konkreten Hinweisen, wonach sie persönlich Verkäufer der Uni-Vertriebs AG schult, blieb Kago auf SZ-Anfrage die Antwort schuldig.


Heiße Geschäfte mit Kaminöfen
Kalt und warm

Man ist sich generell keiner Schuld bewusst. Scheinrabatte als Köder für sofortige Unterschriften? Im Einzelfall würden Preisnachlässe eingeräumt, "aber ausschließlich im Rahmen des gesetzlich Zulässigen", heißt es. Unlauterer Druck? "Kundenzufriedenheit hat für uns absolute und uneingeschränkte Priorität." Keine Auskunft gibt es zum vierseitigen "Leitfaden" für Verkäufer, den Erwin Schneider aus einer schwarzen Uni-Vertriebs-Mappe zieht.

Teilweise im Wortlaut gibt das Papier den Verkäufern vor, wie sie Kunden bearbeiten sollen. Wie man ihnen zuerst die Kosten für die vermeintlich einfachste und anschließend für die angeblich höchstwertige Ofenausstattung vorrechnet. Um dann großzügig die beste Variante zum Preis der günstigsten anzubieten, gegen sofortige Unterschrift. Wer obendrein die Adressen zweier Bekannter liefert, erhält einen Rabatt. Ebenso, wer ein Kago-Werbeschild an seinen Gartenzaun schraubt.


Genaueste Vorgaben
"Bei negativer Reaktion", so steht im Leitfaden, solle man dem Kunden sagen: "Natürlich müssen Sie verstehen, dass für diese Werbeaktion nur ein gewisses Werbebudget zur Verfügung steht." Das, sagt Erwin Schneider, sei "völliger Blödsinn." Der Ex-Vertreter kann viele Schmonzetten aus dem Alltag erzählen. Zum Beispiel über heimlich eingeschaltete Telefone am Verkaufstisch, damit der Kollege nebenan mithören und bei Bedarf zur gemeinsamen Bearbeitung des unschlüssigen Kunden anrücken kann. Oder von Scheinanrufen bei angeblichen Vorgesetzten, die immer damit endeten, dass dem Kunden ausnahmsweise doch noch ein Rabatt gewährt wird. "Der Markt ist so dreckig geworden, da versinken Sie tief im Schlamm", sagt Erwin Schneider. Er meint keineswegs nur Kago.

Denn in ihren Verkaufsmethoden steht die Firma nicht allein. Je teurer Strom, Öl und Gas werden, desto mehr Hausbesitzer wollen Energie sparen. Die Nachfrage nach sparsamen Heizsystemen oder Photovoltaikanlagen ist dementsprechend gestiegen, zumal es staatliche Zuschüsse gibt. Immer mehr Anbieter wollen mitverdienen, und im Kampf um die Kunden geht es nicht zimperlich zu. "Der Markt ist lukrativ und extrem hart umkämpft", sagt Eva-Maria Wendeler. Die Hessin hatte selbst Probleme mit einem Kaminhersteller. Über das Internet hat sie andere verärgerte Käufer gefunden und vernetzt - und dabei festgestellt, dass Kago vielleicht das bekannteste, "aber ganz sicher nicht das einzige schwarze Schaf ist."

Allerdings scheinen die ständigen Klagen in Postbauer-Heng inzwischen Wirkung zu zeigen. "In letzter Zeit musste ich keinen einzigen Prozess mehr gegen Kago führen", sagt Verbraucheranwalt Walter Schmidt. "Die Firma war selbst in den Fällen zu kulanten Lösungen bereit, wo wir rechtlich keine Chance hatten." Die neue Großzügigkeit schreibt er Pierre Kago zu. Mit dem Adoptivsohn könne man reden. Er habe offensichtlich "erkannt, dass er den Ruf von Kago verbessern muss."

Der Familie Steiner hat das nichts genutzt - ihr zeigte man die kalte Schulter. Die Steiners hätten ihren Ofen erhalten, bezahlt und damit sei der Fall erledigt, blockt Kago ab. Markus und Astrid Steiner sehen das anders: Nach hartnäckigem Werben des Verkäufers, der sie bis in die Kinderklinik verfolgt habe, um sein letztes, sein allerletztes Rabattangebot loszuwerden, hätten sie unterschrieben. Als sie später das Geschäft rückgängig machen wollten, forderte Kago eine Abstandszahlung von 1300 Euro. Der Vertrag war wasserdicht. Statt für gar nichts zu zahlen, nahmen die Steiners doch lieber den Ofen. Das Kago-Werbeschild hat Markus Steiner allerdings nicht am Zaun aufgehängt, "sondern mit der Axt zerhackt."

SZ vom 3.1.2009
Kommentar

08.01.2009
Saindlloh: Kago-Qualität
Ich finde, dass es auch in Zeiten des "mündigen Kunden" noch so etwas wie eine Geschäfts- und Verkaufsethik geben muss. Schließlich sollte ein Verbraucher aus einer freien Entscheidung heraus einen Kauf tätigen, mit dem er im Regelfall auch zufrieden ist. Gerade bei Investitionen, die nicht einige, sondern mehrere Tausend Euro betragen.
Was schließlich treibt die Fa. Kago dazu an, möglichst viele Kunden zu überrumpeln und partout nicht aus dem Verkaufsvertrag zu entlassen, wenn diese - vielleicht sogar ein Leben lang - mit dem erworbenen Produkt unzufrieden sind und somit auch Negativwerbung verbreiten.
Wenn einer qualitative Ware zu einem vernünftigen Preis verkauft, die auch mit der Konkurrenz mithalten kann, dann hat er solche Methoden sicher nicht nötig. Ergo: Ich unterstelle, dass das meiste Geld und die meiste Energie bei Kago in Werbung und Verkäuferschulungen gesteckt wird und nicht in die Qualität der Produkte. Sicherlich ist Kago damit nicht das einzig schwarze Schaf der Branche. Früher mag das auch noch anders gewesen sein: Mein Vater hat einen Kago-Kachelofen, der seit über 25 Jahren treu und zuverlässig seinen Dienst tut.
Ulrike Ketterle Hinweis, dass es andernorts noch "viel aufdringlichere Verkäufer und wirklich illegale Praktiken" gibt, kann aus moralischen Gründen ich nicht gelten lassen. Ich habe seit der Ausstrahlung eines T-Beitrags im WDR eine ungefähre Ahnung, wieviele Kago-Kunden Abstandszahlungen leisten mussten, um aus dem Kaufvertrag wieder herauszukommen und die dann letztlich überhaupt keinen Ofen hatten. Meiner Ansicht nacht erfüllt das zumindest den Tatbestand der arglistigen Täuschung, zumal Kunden in dem Beitrag selbst Öfen verkauft wurden, die nicht einmal von den Außenmaßen in die Wohnungen oder Häuser passten...
Aber offensichtlich scheint es tatsächlich den einen oder anderen zufriedenen Kago-Kunden zu geben, der sich bemüßigt fühlt, seine Freude über die auch in Fachkreisen angezweifelte Qualität mittels eines Werbeschilds am Gartenzaun viele Jahre lang kundzutun.
Ich jedenfalls ärgere mich heute noch, dass ich einen Kago-Ofen gekauft und auch selbst aufgebaut habe. Denn erst dann zeigt sich die wirklich miese Qualität, die m.E. nach das Geld auf keinen Fall wert ist.
MfG,
Sa.





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Pleite bei KAGO
Erstellt im Forum M e s s e t e r m i n e --- von Karola
2 25.02.2010 16:29
von K A G O = Pleite (Gast) • Zugriffe: 656
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